Psychotherapie | Essen-Werden

Wenn das schlechte Gewissen an dir nagt

Der Konflikt zwischen Bedürfnissen und Werten

Kennst du das? Dieses ständige Hin- und Hergerissensein, das schlechte Gewissen, das dich plagt, wenn du dich zwischen dem, was du wirklich brauchst, und dem, was du als „richtig“ empfindest, entscheiden musst. Unsere Bedürfnisse und Werte stehen oft in einem Konflikt, der uns aufreibt und uns das Gefühl gibt, immer auf der falschen Seite zu stehen.

Bedürfnisse – was wir wirklich brauchen

Kennst du deine Bedürfnisse?

Unsere Bedürfnisse sind so vielfältig wie wir selbst. Sie können sich je nach Situation und Lebensphase ändern. Hier sind einige Beispiele, die dir helfen können, deine eigenen Bedürfnisse besser zu verstehen:

Diese Beispiele sind nur ein Ausgangspunkt. Nimm dir Zeit, um herauszufinden, welche Bedürfnisse für dich im Vordergrund stehen.

Werte – was wir für richtig halten

Unsere Werte sind tief verwurzelte Überzeugungen, die uns prägen und unser Handeln leiten. Sie sagen uns, was richtig oder falsch ist, und kommen oft aus der Familie, der Kultur und den Erfahrungen, die wir gemacht haben. Hier sind einige Beispiele:

Diese Werte sind nur einige von vielen möglichen. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, welche Werte für dich persönlich von Bedeutung sind.

Der innere Konflikt – was passiert im Hintergrund?

Der eigentliche Zwiespalt entsteht dann, wenn Bedürfnisse miteinander in Konflikt geraten oder in direktem Widerspruch zu einem Wert stehen. Viele Menschen kennen das:

Bedürfnis nach Ruhe vs. Wert der Verantwortung

Du bist völlig erschöpft und brauchst dringend eine Pause, aber du hast versprochen, dass du die Ergebnisse der Arbeitsgruppe präsentierst. Du konntest nicht „Nein“ sagen. Und jetzt, wo du alles am liebsten alles hinschmeißen würdest, meldet sich dein schlechtes Gewissen – du hast das Gefühl, deine Verantwortung nicht zu erfüllen.

Bedürfnis nach Autonomie vs. Bedürfnis der Bindung

Du willst einfach mal für dich sein, deinen eigenen Raum haben und dich nicht verbiegen. Doch gleichzeitig möchtest du für deine Freunde da sein und die Beziehung zu ihnen aufrechterhalten. In dem Moment, in dem du dich entscheidest, für dich zu sein, entsteht ein ungutes Gefühl, weil du glaubst, deine Freunde zu enttäuschen.

Bedürfnis nach Sicherheit vs. Wert der Verlässlichkeit

Dein Chef ist im Meeting mal wieder völlig ungehalten und wird laut. Du fühlst dich in der Situation unsicher und möchtest dich am liebsten zurückziehen, um deine mentale Sicherheit zu wahren. Aber gleichzeitig hast du das Gefühl, dass du für dein Team da sein musst. Das schlechte Gewissen hält dich davon ab, dich für dein Bedürfnis nach Sicherheit zu entschieden, weil du das Gefühl hast, dabei jemanden im Stich zu lassen.

Diese Beispiele zeigen, wie vielfältig innere Konflikte sein können. Es ist wichtig zu erkennen, dass es sich dabei um individuelle Erfahrungen handelt, die von Person zu Person unterschiedlich sind.

Warum das schlechte Gewissen entsteht

Das schlechte Gewissen kommt oft daher, dass wir uns zwischen zwei oder mehreren wichtigen Aspekten hin- und hergerissen fühlen. Es geht weniger darum, was „richtig“ oder „falsch“ ist, sondern darum, wie wir unsere eigenen Bedürfnisse respektieren und gleichzeitig unseren inneren Werten gerecht werden können. Das ist der wahre Konflikt – und genau das erzeugt dieses unangenehme Gefühl.

Was tun mit diesem Konflikt?

Wenn du dich wieder einmal in einem dieser Konflikte wiederfindest, versuche, dich nicht von deinem schlechten Gewissen bestimmen zu lassen. 

Beim schlechten Gewissen tendieren wir oft dazu, die Situation zu stark zu vereinfachen und nur zwischen zwei klaren Optionen zu denken: „Absagen oder doch hingehen?“ Dabei gibt es tatsächlich viel mehr Handlungsspielraum, den wir oft nicht sehen, weil das schlechte Gewissen uns in ein stark vereinfachtes, schwarz-weißes Denken drängt.

Erweitere deinen Handlungsspielraum

Oft fühlen wir uns in Entscheidungssituationen gefangen, weil wir glauben, nur zwischen zwei extremen Optionen wählen zu können: „ganz oder gar nicht“, „absagen oder hingehen“. Doch wenn wir uns die Zeit nehmen, alle möglichen Optionen auf den Tisch zu legen und unseren Handlungsspielraum bewusst zu erweitern, können wir Entscheidungen aus einer klareren und bewussteren Perspektive treffen. Es gibt viele Zwischenschritte und kreative Lösungen, die wir ausprobieren können:

Die Patentlösung gegen das schlechte Gewissen?

Es gibt keine universelle Lösung für das schlechte Gewissen, genauso wenig wie es eine Patentlösung für alle schwierigen Lebenslagen gibt. Jede Situation ist einzigartig, und wie du mit deinem schlechten Gewissen umgehst, ist eine ganz persönliche Entscheidung. Ein erster wichtiger Schritt ist, dir bewusst Zeit zu nehmen, um herauszufinden, was du wirklich brauchst und was dir wichtig ist.

Mein persönlicher Ansatz

Auch ich habe keine Allzwecklösung für alle Lebenslagen, aber diese 3 Schritte helfen mir oft , mit meinem schlechten Gewissen umzugehen:

Bewusst Entscheiden: Deine Werte und Bedürfnisse im Einklang

Es geht nicht darum, das schlechte Gewissen einfach zu ignorieren, sondern es als wertvolles Signal zu verstehen, das auf einen Konflikt zwischen deinen Bedürfnissen und deinen Werten hinweist. Diesen Konflikt zu haben, ist völlig in Ordnung. Entscheidend ist, dass du die Situation differenzierter betrachtest und bewusst entscheidest, wie du damit umgehst. Nimm dir die Zeit, deine eigenen Werte und Bedürfnisse zu verstehen, aber berücksichtige auch den Kontext. Wäge die Risiken und Chancen ab, die mit jeder Entscheidung einhergehen. So kannst du fundierte Entscheidungen treffen, die dir langfristig guttun, ohne dich von Schuldgefühlen oder innerer Zerrissenheit leiten zu lassen.

Barbara Leppelt

Hallo, ich bin Barbara Leppelt​

Ich blogge über mentale Gesundheit, weil mir ein gesundes Arbeits- und Lernumfeld sowie eine Gesellschaft am Herzen liegen, in der wir uns gegenseitig unterstützen und psychische Gesundheit genauso wichtig nehmen wie körperliche.

Ich begleite Menschen wie dich dabei, den Druck aus Alltag, Studium und Beruf zu nehmen, um wieder mehr Leichtigkeit und Ausgeglichenheit zu finden. Gemeinsam schauen wir, wie du besser für dich sorgen kannst – ohne das Gefühl zu haben, andere im Stich zu lassen.

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