Vorstellungsgespräch und Neurodivergenz – Mutig du selbst bleiben
Ein Vorstellungsgespräch kann ganz schön herausfordernd sein, besonders wenn du neurodivergent bist bzw. mit besonderen Wahrnehmungs- und Denkweisen lebst.
Oft entsteht der Druck, dich anzupassen, Erwartungen zu erfüllen und deine Einzigartigkeit zurückzuhalten, bis kaum noch etwas von dir übrig bleibt. Das ist auf Dauer kräftezehrend und führt leicht zu Erschöpfung.
Das eigene Element finden
Du kennst vielleicht die Geschichte vom Pinguin in der Wüste, die Eckart von Hirschhausen erzählt. An Land wirkt der Pinguin unbeholfen, fast verloren, aber im Wasser, seinem eigentlichen Element, entfaltet dieser außergewöhnliche Vogel sein ganzes Potenzial: Seine Bewegungen sind schnell, virtuos, elegant und wirken gleichzeitig mühelos, leicht und selbstverständlich.
Dieses Bild erinnert mich immer wieder daran, wie wichtig es ist, den Raum zu finden, in dem man sich stimmig fühlt. Es geht nicht darum, überall zu funktionieren, sondern dort lebendig und wirksam zu sein, wo die eigenen Fähigkeiten ganz natürlich zum Tragen kommen.
Innere Orientierung – wissen, was dir guttut
Bevor du dich auf ein Vorstellungsgespräch vorbereitest, lohnt es sich, nach genauer hinzuschauen. Worum geht es dir wirklich bei deiner Arbeit? Was brauchst du, um dich konzentrieren, kreativ oder sicher fühlen zu können?
Manchmal verwechseln wir das Bedürfnis nach Zugehörigkeit mit der Vorstellung, uns anpassen zu müssen. Dabei ist es ein Ausdruck von Selbstachtung, die eigenen Bedingungen für gutes Arbeiten zu kennen und sie als Grundlage für den optimalen Zugang zu deinen Fähigkeiten zu verstehen.
Eigene Bedürfnisse klären
Bevor du ins Gespräch gehst, nimm dir einen Moment, um deine Bedürfnisse zu sortieren:
- Was ist mir im Arbeitsalltag wichtig?
- Wie viel Struktur oder Freiheit brauche ich?
- Wie viel Kontakt zu Kolleg:innen tut mir gut?
- Brauche ich mehr Ruhe für bestimmte Aufgaben?
- Welche Rückzugsmöglichkeiten sind nötig?
Je klarer du das für dich weißt, desto leichter erkennst du, ob das Umfeld wirklich zu dir passt. Diese Selbstklärung schützt dich vor Überforderung und hilft dir, in Gesprächen klar und glaubwürdig zu bleiben.
Dein eigener Handlungsspielraum: Orientierung statt Anpassung
Ein Vorstellungsgespräch ist keine Einbahnstraße. Natürlich möchtest du einen guten Eindruck hinterlassen, aber du prüfst ebenso, ob das Unternehmen und die Arbeitsbedingungen zu dir passen.
Gerade für neurodivergente Menschen ist das wichtig: Du suchst nicht nur eine Stelle, sondern ein Umfeld, in dem du langfristig gesund und wirksam arbeiten kannst.
Fragen zu stellen ist kein Zeichen von Unsicherheit, sondern von Selbstführung und Klarheit. Sie zeigen, dass du dich vorbereitet hast, Verantwortung übernimmst und dir ein realistisches Bild verschaffen möchtest.
All dies sind Eigenschaften, auf die viele Arbeitgeber heute besonderen Wert legen.
Orientierungshilfen für dein Gespräch
Hier ein paar Fragen, die dir helfen können, deinen möglichen Arbeitsplatz besser einzuschätzen:
- Gibt es Orte oder Möglichkeiten, dich für bestimmte Aufgaben zurückzuziehen (z.B. Homeoffice)?
- Wie läuft die Kommunikation im Team (z B. über regelmäßige Meetings oder klare Zuständigkeiten)?
- Wie flexibel sind Arbeitszeiten und Pausenregelungen?
- Wie wird Vielfalt im Unternehmen gelebt?
Mit solchen Fragen bringst du deine Bedürfnisse respektvoll ins Gespräch ein und zeigst gleichzeitig, dass du bewusst mit deinen Ressourcen umgehst.
Selbstführung ist ein Skill, der bei Arbeitgebern immer beliebter wird.
Selbstfürsorge beginnt bei der Vorbereitung
Notiere dir deine Fragen vorher. Das gibt dir Sicherheit und hilft, im Gespräch bei dir zu bleiben.
Du musst nicht alles preisgeben, nur das, was für dich stimmig ist. Authentisch zu sein bedeutet nicht, alles offenzulegen, sondern Verantwortung für dein Wohlbefinden zu übernehmen.
Und nach dem Gespräch? Gönn dir eine Pause, bevor du entscheidest. Diese kleine Auszeit hilft, die Eindrücke zu sortieren und in Ruhe für dich zu klären, ob die Stelle und das Umfeld wirklich zu dir passen.
Wie der Pinguin im Wasser findest du deine Leichtigkeit, wenn du in deinem Element bist – dort, wo du einfach du selbst sein kannst.

Hallo, ich bin Barbara Leppelt
Ich blogge über mentale Gesundheit, weil mir ein gesundes Arbeits- und Lernumfeld sowie eine Gesellschaft am Herzen liegen, in der wir uns gegenseitig unterstützen und psychische Gesundheit genauso wichtig nehmen wie körperliche.
Ich begleite Menschen wie dich dabei, den Druck aus Alltag, Studium und Beruf zu nehmen, um wieder mehr Leichtigkeit und Ausgeglichenheit zu finden. Gemeinsam schauen wir, wie du besser für dich sorgen kannst – ohne das Gefühl zu haben, andere im Stich zu lassen.
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