
Where is my mind? – Wie deine Aufmerksamkeit deine Beziehung zu dir selbst stärkt
Moment mal. Wo war ich gerade?
Beim Thema Aufmerksamkeit kommt mir manchmal der Song „Where Is My Mind?“ von den Pixies in den Sinn. Dieses abrupte „STOP!“ am Anfang – für mich ist das ein kleiner Anker. Es erinnert mich daran, dass ich selbst entscheide, wohin meine Aufmerksamkeit gerade geht. Und genau darin liegt eine Qualität, die viel mehr ist als Fokus: Sie bestimmt, wie nah oder fern ich mir selbst bin.
Zerstreut sein und sich dabei verlieren
Es gibt Tage, da springen deine Gedanken wie Flummis von einer Aufgabe zur nächsten, von Termin zu Termin, E-Mails stapeln sich, Gespräche rauschen vorbei. Dein Körper sitzt noch im Meeting, dein Geist ist schon beim Abendessen oder beim anstehenden Einkauf, zwischendrin blinkt das Handy. Körperlich bist du anwesend, innerlich schon mindestens drei Schritte weiter oder ganz woanders. Irgendwann merkst du: Ich bin zwar dauernd beschäftigt, aber nicht mehr wirklich bei mir.
Viele machen sich dann Selbstvorwürfe: „Warum kriege ich das nicht hin? Was stimmt nicht mit mir?“
Doch Zerstreuung ist kein persönliches Defizit. Sie ist das SOS-Signal deines Nervensystems: zu viel, zu schnell, zu laut.
Und genau hier entscheidet sich etwas Wesentliches: Hörst du auf dieses Signal – oder gehst du über deine eigenen Bedürfnisse hinweg?
Aufmerksamkeit als Beziehung zu dir selbst
Aufmerksamkeit ist mehr als ein Tool, um effizienter zu arbeiten. Sie ist die Art und Weise, wie du dir selbst begegnest. Wenn du bewusst wahrnimmst, was gerade ist – Müdigkeit, Anspannung, Freude, Langeweile – dann nimmst du dich selbst ernst.
Du erkennst, wo deine Grenzen sind und was du im Moment gerade brauchst. Aufmerksamkeit wird so zur Sprache deiner Selbstbeziehung.
Es ist ein Unterschied, ob du dich innerlich antreibst: „Konzentrier dich, sonst schaffst du das nicht!“ – oder ob du wahrnimmst: „Ich bin erschöpft, kein Wunder, dass meine Gedanken abdriften.“
Im ersten Fall machst du Druck. Im zweiten Fall stärkst du deine Verbindung zu dir selbst, indem du wertschätzend mit dir umgehst.
Warum wir so leicht abgelenkt sind
Unser Gehirn ist darauf eingerichtet, sofort auf neue Reize anzuspringen. Früher überlebenswichtig – heute eine Einladung zur Dauerüberforderung.
Kommt Stress oder Müdigkeit dazu, geht dein Nervensystem in Alarmbereitschaft – und dein Frontalhirn kommt nicht hinterher. Ablenkung ist dann keine Willensschwäche, sondern ein Zeichen: Es ist zu viel.
Der Raum zwischen Reiz und Reaktion
Das Handy vibriert. Eine Push-Nachricht blinkt auf. Reflex: hingreifen.
Zwischen Reiz und Handlung liegt ein winziger Raum. Wenn du ihn wahrnimmst, entsteht Wahlfreiheit. Nicht das Handy bestimmt, sondern du.
Jede bewusste Entscheidung in solchen Momenten ist mehr als Selbstkontrolle – es ist ein kleiner Akt von Selbstrespekt.
Praktische Mikro-Impulse für deinen Alltag
Aufmerksamkeit ist eine Fähigkeit, die wie ein Muskel trainiert werden kann. Jede bewusste Entscheidung, nicht sofort auf Reize zu reagieren, stärkt diese Fähigkeit. Und wenn es nicht immer gleich gelingt, ist das ein wichtiger Teil des Trainings.
- Ablenkungen erkennen: Nutze den Raum der Wahlfreiheit und entscheide bewusst, ob du reagieren möchtest.
- Langsamkeit wagen: Versuche doch einmal, Langsamkeit nicht als Defizit zu sehen, sondern als eine Kompetenz, die dein Nervensystem beruhigt.
- Eine Aufgabe statt Multitasking: Unser Gehirn kann nicht mehrere komplexe Dinge gleichzeitig tun. Es schaltet nur hin und her und verliert dabei Energie. Probier mal, 20 Minuten nur eine Sache zu tun. Wenn du abschweifst, hol dich sanft zurück.
- Prioritäten setzen: Entscheide, welche Aufgabe heute wirklich zählt – und zwar für dich. Versuche, dich bewusst nur ihr zu widmen und nimm wahr, was du dabei über dich erfährst.
- Leerlauf zulassen: Nicht jede Wartezeit ist verschwendet. Fülle nicht jede Pause gleich mit dem Griff zum Handy und gib dir selbst die Chance, dass sich Gedanken und Gefühle selbst ordnen.
- Stille und Kreativität: Ob beim Spazieren oder in der Sitzmeditation – diese Pausen sind Momente innerer Selbstklärung. Kreative Tätigkeiten wie Schreiben, Musik oder Zeichnen fördern Selbstwahrnehmung und die Fähigkeit, bewusste Entscheidungen zu treffen. Finde heraus, was dir Freude macht!
- In Verbindung gehen: Ein Gespräch von Anfang bis Ende mit voller Aufmerksamkeit führen, Dinge auch mal stehen lassen. Spüre, wie es sich anfühlt, wirklich da zu sein – bei dir und beim anderen.
- Stopp-Momente schaffen: Leg dir einen kleinen Anker zu, der dich daran erinnert, deinen emotionalen, mentalen und körperlichen Standort zu bestimmen. Das kann ein Song, ein Armband, ein Foto sein. Dir fällt bestimmt was ein!
Das sind keine Tricks für mehr Produktivität. Das sind gelebte Haltungen, die dich und deinem gesamten Organismus erleben lassen: Ich nehme mich ernst.
Wichtig: Einmal ausprobieren reicht nicht. Übung macht auch hier den Unterschied!
Aufmerksamkeit: Innere Klarheit statt Effizienzdruck
Viele Ratgeber verkaufen Aufmerksamkeit als Performance-Booster. Aber hier geht’s darum, ein Stück Nähe zu sich selbst zu gewinnen. In dem Moment, in dem du deine Aufmerksamkeit zu dir zurückholst, wächst innere Stabilität – du erkennst, was dir wirklich wichtig ist und stärkst dich gegen den Impuls, dich an falschen Maßstäben abzuarbeiten.
Zum Schluss: Deine Frage an dich
Wenn du jetzt für einen Moment innehältst: Was bemerkst du an dir, das du im Alltag möglicherweise leicht übergehst?
Nimm dir die Zeit dafür. Vielleicht beginnt genau hier deine wichtigste Beziehung: die zu dir selbst.

Hallo, ich bin Barbara Leppelt
Ich blogge über mentale Gesundheit, weil mir ein gesundes Arbeits- und Lernumfeld sowie eine Gesellschaft am Herzen liegen, in der wir uns gegenseitig unterstützen und psychische Gesundheit genauso wichtig nehmen wie körperliche.
Ich begleite Menschen wie dich dabei, den Druck aus Alltag, Studium und Beruf zu nehmen, um wieder mehr Leichtigkeit und Ausgeglichenheit zu finden. Gemeinsam schauen wir, wie du besser für dich sorgen kannst – ohne das Gefühl zu haben, andere im Stich zu lassen.
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